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30.4.2001 RoL

Pink-Apple-News:

TZ 21.4.01

Thurgauer Zeitung vom Samstag, 21. April 2001, Ressort Thurgau

Pink Apple: Frauenfeld sieht rosarot

In Frauenfeld geht zum 4. Mal das schwul-lesbische Filmfestival über die Bühne

In jedem Hollywood-Streifen, in jeder Fernsehserie gibt es sie: Lesben und Schwule. Im Alltag leben sie aber noch immer oft versteckt. Damit Schwule und Lesben auch im Thurgau wahrgenommen werden, gibt es Pink Apple: Ein Filmfestival nicht nur für Schwule und Lesben.

Von Hermann Diethelm

Rund 10 000 Schwule und Lesben gibt es im Thurgau. Mehr als Beschäftigte in der Landwirtschaft. Im Gegensatz zu den Bauern treten Schwule und Lesben hierzulande aber kaum in Erscheinung. Um dieses Missverhältnis ein wenig zu korrigieren haben sich Filmbegeister- te zusammengefunden, um mit dem schwul-lesbischen Filmfestival Pink Apple einerseits schwul-lesbische Filme auf die Leinwand zu bringen und andererseits auf die Anliegen der Schwulen und Lesben aufmerksam zu machen. Auch im Thurgau.


Bewegung im Thurgau

Und es bewegt sich etwas: An der Eröffnung von Pink Apple im letzten Jahr hat sich Regierungsrat Claudius Graf-Schelling für die Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren ausgesprochen. Dies im Gegensatz zu seinem Vorgänger. Auch das Publikum wird jedes Jahr grösser und auch gemischter: Es kommen Lesben, Schwule und Heteros aller Altersstufen.
Dieses Jahr geht bereits die vierte Ausgabe von Pink Apple über die Leinwand: Vom 27. April bis zum 20. Mai wird Frauenfeld zum 4. Mal Treffpunkt von Cineasten sowie von Schwulen und Lesben. Und jedes Jahr wird das Programm grösser und vielfältiger.
Eröffnet wird das Festival dieses Jahr von David Streiff, Direktor des Bundesamtes für Kultur, und es spielt die Little Big Band eine Mischung zwischen Swing und Jazz. Das diesjährige Programm besteht aus fast lauter Schweizer Premieren. Einige Leckerbissen daraus: «Die Akte Pierce» ist ein Dokumentarfilm über einen Mann, der für Geld «grenzenlosen Sex» bietet und sich Gedanken über sein Leben macht. «Flucht ins Leben» ist ein spannendes Doku-Porträt über Erika und Klaus Mann. Nagisa Oshima, der Regisseur von «Im Reich der Sinne» thematisiert in seinem neuen Streifen «Ghoatto» die Liebe eines Samurai zu einem Mitsoldaten. Das genaue Programm unter www. pinkapple.ch.
Dieses Jahr vergibt Pink Apple einen mit 1000 Franken dotierten Kurzfilmpreis. 25 Filme wurden dafür eingereicht, und die besten von ihnen zu einem 90- minütigen Kurzfilmprogramm zusammengestellt. Daraus wird der Preisträger am 28. April durch eine Jury in Frauenfeld gekürt.


Food@Film

Um auch alle Sinne der Festivalbesucher anzusprechen, gibt es vor dem Kurzfilmwettbewerb vom 28. April ein kaltes Buffet, danach ein grosses Dessertbuffet. Am Sonntag, 29. April, können sich Festivalbesucher mit einem 3-Gang-Menü verwöhnen lassen (Reservation unter Telefon 078 740 03 76). Nach den Filmen trifft man sich an der Kino-Bar.
Pink Apple wird zum Exportschlager

her. Das Filmfestival Pink Apple hat sich schon richtig etabliert. 1998 starteten Filmbegeisterte aus dem Thurgau diese Initiative. Im Vordergrund steht die Lust am Film. Nicht zuletzt soll es aber auch den Thurgau mit schwullesbischen Anliegen und Themen konfrontieren.

Beim ersten Pink Apple 1998 war es für die Initianten noch ein Wagnis, sich öffentlich zu präsentieren und sich zu outen. 1999 demonstrierten fundamentalistische Kritiker vor dem Cinema Luna und zogen die Aufmerksamkeit auf sich. 2000 expandierte Pink Apple nach Zürich. Anlässlich der Eurogames, einer Sportveranstaltung von Schwulen und Lesben, trug Pink Apple cineastisch zum kulturellen Rahmenprogramm bei. Als Thurgauer Exportschlager stiess Pink Apple auf grossen Anklang, und findet dieses Jahr wiederum parallel in Frauenfeld und Zürich statt.
Mehr Schwule und Lesben als Bauern

her. 10 000 Schwule und Lesben leben im Thurgau, wenn man von einem Anteil von 5 Prozent Homosexuellen in der Bevölkerung ausgeht. Trotzdem finden Schwule und Lesben mit ihren Anliegen bei Politikern oder in den Medien kaum Gehör. Zum Teil werden Schwule und Lesben nach wie vor diskriminiert, meinten die Veranstalter von Pink-Apple. Der Thurgau sei ein Kanton, wo man sich nicht so wohl fühle, seine Neigung auszuleben. Diese Situation führe dazu, dass sich Schwule und Lesben im Thurgau allein gelassen fühlen und in die Stadt abwandern.

Ein Schlag ins Gesicht vieler Homosexueller war 1999 die Stellungnahme der Thurgauer Regierung zur Vernehmlassung des Bundes über die registrierten Partnerschaften. Als einzige in der Schweiz befand die Thurgauer Regierung, es bestehe kein Bedarf für solche Regelungen und deren Einführung untergrabe die Ehe.

© Thurgauer Zeitung